Auf der Promenade beobachte ich vorbeilaufende Passanten. Abgestimmte Kleidung, gut sitzende Frisuren, neu wirkende Outdoor-Jacken, frisch gefärbte Augenbrauen, Kameras und teure Sonnenbrillen – fast jede/r versucht hier die beste Version von sich selbst zu sein. Diese Bemühungen kollidieren hin und wieder mit verschmierten Fischbrötchen-Mündern, Softeis-Flecken auf Pullovern und Jacken, einem frischen Hundehaufen und dem unzufriedenen Blick über festgehaltene Selbstporträts. Die Bestrebungen, es im Urlaub besonders schön haben zu wollen, bekommen bei diesen Beobachtungen eine Verletzlichkeit, die mich anfängt zu bedrücken. Der daran anknüpfende Gedanke, dass es sich vor sich selbst nicht wegfahren lässt, erhält hier an der Promenade plötzlich eine Deutlichkeit, die mit einer ähnlichen Wucht an mich dringt, wie die Wellen an die Seebrücke.
13.09.2020
~ Leipzina
Veröffentlicht von Leipzina
Etwas von mir zu erzählen, das fiel mir noch nie schwer, hier die richtigen Worte zu finden - das ist dennoch eine kleine Herausforderung. Vielleicht zunächst das Wichtigste für diese Seite: Ich schreibe gern. Für mich ist das Schreiben wie die „Erschaffung“ eines kleines Ausschnitts, ja eines Fensters, in meine Wahrnehmung und mein Erleben. Dabei macht es mir große Freude auf die Suche nach den richtigen Worten zu gehen. Das Beschreiben mag ich sehr. Auch und besonders weil es die Phantasie so wunderbar antreiben, bereichern, damit auf besondere Weise berühren und etwas in Bewegung bringen kann. Alle Beiträge von Leipzina anzeigen