Eine Krankenschwester und ein Patient steigen mit in den Aufzug. Der Patient sitzt in einem Rollstuhl. Auf dem Schoß des Mannes thront eine große, bunte Reisetasche. Mir entgeht nicht, dass der Mann blass aussieht. Unsere Blicke treffen sich im Spiegel des Fahrstuhls. Ich sage einen kurzen Satz zur farbenfrohen Tasche. Diese sei die Einzige, die für den Krankenhausaufenthalt infrage kam. Sie sei so groß, weil er so krank. Lunge, Herz und immer wieder „das hier“. Die Angestellte des Krankenhauses schaut hilflos auf die Knöpfe des Fahrstuhls. In Etage 5 steigen beide aus. Ich wünsche alles Gute und bemerke gleichzeitig die unangenehme Inflation der gesagten Worte. Der Fahrstuhl wirkt einen Moment lang sehr leer. Als sich die Türen langsam schließen, habe ich das Gefühl, etwas Wesentliches nicht aufhalten zu können.
12.08.2020
~ Leipzina
Veröffentlicht von Leipzina
Etwas von mir zu erzählen, das fiel mir noch nie schwer, hier die richtigen Worte zu finden, das ist dennoch eine kleine Herausforderung. Vielleicht zunächst das Wichtigste für diese Seite: Ich schreibe gern. Für mich ist das Schreiben wie die „Erschaffung“ eines kleines Ausschnitts, ja eines Fensters, in meine Wahrnehmung und mein Erleben. Dabei macht es mir große Freude auf die Suche nach den richtigen Worten zu gehen. Das Beschreiben mag ich sehr. Auch und besonders weil es die Phantasie so wunderbar antreiben, bereichern, damit auf besondere Weise berühren und etwas in Bewegung bringen kann. Alle Beiträge von Leipzina anzeigen