Die Kehrmaschine fährt gemächlich vor sich hin und reinigt die Straßen dort, wo sie hingefahren wird. In der Fahrerkabine sitzt ein Mann, dem die mäßige Geschwindigkeit und die scheinbar fehlende Sicht auf das unmittelbare Arbeitsergebnis nichts auszumachen scheinen. Er sieht nach vorne und folgt einem, mir nicht ersichtlichen System. Auf dem Beifahrersitz steht ein großer Blumenstrauß. Er strahlt etwas Feierliches aus und wirkt zugleich wie ein gefundener Unterschied in einem Suchbild. Für einen kurzen Moment frage ich mich, für wen dieser Blumenstrauß bestimmt ist und bekomme Lust, meinem Arbeitsweg eine andere Richtung zu geben. Plötzlich hält die Maschine an. Der Fahrer steigt aus, nimmt den Blumenstrauß und trägt ihn in ein Gebäude. Kurz darauf sehe ich den Herrn mit einem verwelkten Blumenstrauß das Haus verlassen. Er stellt ihn auf den Beifahrersitz, steigt ein und fährt weiter. Alles geht ganz schnell. Als die Kehrbesen wieder rotieren und der Blumenstrauß davon fährt, wirkt es kurz so, als seien die Blumen über die langsame Kehrmaschinen-Fahrt welk geworden.
29.06.2020
~ Leipzina
Veröffentlicht von Leipzina
Etwas von mir zu erzählen, das fiel mir noch nie schwer, hier die richtigen Worte zu finden - das ist dennoch eine kleine Herausforderung. Vielleicht zunächst das Wichtigste für diese Seite: Ich schreibe gern. Für mich ist das Schreiben wie die „Erschaffung“ eines kleines Ausschnitts, ja eines Fensters, in meine Wahrnehmung und mein Erleben. Dabei macht es mir große Freude auf die Suche nach den richtigen Worten zu gehen. Das Beschreiben mag ich sehr. Auch und besonders weil es die Phantasie so wunderbar antreiben, bereichern, damit auf besondere Weise berühren und etwas in Bewegung bringen kann. Alle Beiträge von Leipzina anzeigen