Neben mir sitzen zwei Frauen mit einem kleinen Jungen. Der Junge hat einen bunten Rucksack auf dem Schoß und sieht gespannt aus dem Fenster. Die beiden Frauen scheinen die Mutter und die Oma des Kindes zu sein. Die Oma zeigt dem Jungen Häuser, Antennen, Hunde, erklärt größere Gebäude und kündigt die baldige Einfahrt in den Tunnel als besonderes Ereignis an. An jeder Haltestelle weist sie darauf hin, dass es gleich so weit ist. Der Junge drückt sich am Fenster die Nase platt, die Scheibe beschlägt. Der Anblick der Beschlagenheit zerstreut meine morgendlichen Gedanken. Eine kleine Sehnsucht nach großmütterlichen Erklärungen fährt mit mir Richtung Tunnel.
28.05.2020
~ Leipzina
Veröffentlicht von Leipzina
Etwas von mir zu erzählen, das fiel mir noch nie schwer, hier die richtigen Worte zu finden, das ist dennoch eine kleine Herausforderung. Vielleicht zunächst das Wichtigste für diese Seite: Ich schreibe gern. Für mich ist das Schreiben wie die „Erschaffung“ eines kleines Ausschnitts, ja eines Fensters, in meine Wahrnehmung und mein Erleben. Dabei macht es mir große Freude auf die Suche nach den richtigen Worten zu gehen. Das Beschreiben mag ich sehr. Auch und besonders weil es die Phantasie so wunderbar antreiben, bereichern, damit auf besondere Weise berühren und etwas in Bewegung bringen kann. Alle Beiträge von Leipzina anzeigen