Seit heute weiß ich, dass der Schaffner raucht. Ich fühle mich immer noch etwas erschüttert. Nicht wegen des Rauchens an sich, eher wegen der Unstimmigkeiten zwischen meinem gewohntem Bild von ihm und dem, was sich mir heute Morgen bot. Auf der Straße sind wir uns begegnet. Das ist das Erste was ungewohnt war. Die zivile Kleidung, die Hand in der Hosentasche und die Zigarette im Mund machten das Bild dann zu etwas, was mir völlig unbekannt war. Einzig und allein unsere freundliche morgendliche Begrüßung schien aus dem Gewohnten transportiert zu sein. Ich überlege, wie ich darauf komme, dass dieser kleine Ausschnitt unserer gewohnten Begegnungen keiner weiteren Vervollständigung bedarf. Vielleicht, weil es sich so schön konstant, vorhersehbar, ja fast schon gemütlich angefühlt hat.
06.05.2020
~ Leipzina
Veröffentlicht von Leipzina
Etwas von mir zu erzählen, das fiel mir noch nie schwer, hier die richtigen Worte zu finden, das ist dennoch eine kleine Herausforderung. Vielleicht zunächst das Wichtigste für diese Seite: Ich schreibe gern. Für mich ist das Schreiben wie die „Erschaffung“ eines kleines Ausschnitts, ja eines Fensters, in meine Wahrnehmung und mein Erleben. Dabei macht es mir große Freude auf die Suche nach den richtigen Worten zu gehen. Das Beschreiben mag ich sehr. Auch und besonders weil es die Phantasie so wunderbar antreiben, bereichern, damit auf besondere Weise berühren und etwas in Bewegung bringen kann. Alle Beiträge von Leipzina anzeigen
Schön finde ich, dass die Person des Schaffners einfach so da ist, dass da nix erklärt wird, was für ein Schaffner das ist, ein ICE-Schaffner, oder ein S-Bahn-Schaffner usw. Schön. Schaffner sind übrigens oft Raucher, glaube ich. Früher, als man noch im Zug rauchen durfte (ekelhaft, allein die Vorstellung!), qualmte es am meisten aus dem Dienstabteil!
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