Kurz vor halb zehn in der Rathausstraße. Der Postaufsteller vor der Post begrüßt die Kunden. Draußen schlängeln sich ein paar Leute Richtung Eingang und warten darauf, dass die Tür geöffnet wird. Ich nähere mich dem Schaufenster. Dort zu sehen sind farbige Paketverpackungen in verschiedenen Größen. Diese lassen sich käuflich erwerben. Auf der fast bodentiefen Fensterbank stehen sehr viele Orchideen in unterschiedlichen Übertöpfen. Irgendwie wirken die Pflanzen ungepflegt. Es scheint als wäre die Anfangseuphorie über ihre Anwesenheit verflogen. Mir fällt auf, dass die Orchideen ein mir bekanntes Bild abgeben. Nur in Blumengeschäften sehen sie manchmal anders aus. Seit Kurzem scheint es Honig in der Post zu geben. Ein kleines Schild deutet darauf hin. Daneben steht Lindenblütenhonig in etwas barock aussehenden Gläsern. Auf Wunsch gibt es auch ein Honig-Geschenkset in einer orangefarbenen Pappschachtel. Ob der Honig aus eigener Produktion stammt? Ich stelle mir den Postmann und seine Frau mit Bienenkästen beschäftigt in Imker-Bekleidung vor und fange an zu schmunzeln. Plötzlich höre ich wie die Tür zügig und bestimmt aufgeschlossen wird, die mir bekannte Postmann-Stimme dringt etwas zu laut und zugleich freundlich nach draußen und begrüßt die Kunden. In der Schlange wird es allmählich unruhig. Ich freue mich über den kurzen Moment der Schaufensterschau und trete ein.
02.05.2020
~ Leipzina
Veröffentlicht von Leipzina
Etwas von mir zu erzählen, das fiel mir noch nie schwer, hier die richtigen Worte zu finden, das ist dennoch eine kleine Herausforderung. Vielleicht zunächst das Wichtigste für diese Seite: Ich schreibe gern. Für mich ist das Schreiben wie die „Erschaffung“ eines kleines Ausschnitts, ja eines Fensters, in meine Wahrnehmung und mein Erleben. Dabei macht es mir große Freude auf die Suche nach den richtigen Worten zu gehen. Das Beschreiben mag ich sehr. Auch und besonders weil es die Phantasie so wunderbar antreiben, bereichern, damit auf besondere Weise berühren und etwas in Bewegung bringen kann. Alle Beiträge von Leipzina anzeigen
„… Es scheint als wäre die Anfangseuphorie über ihre Anwesenheit verflogen …“ (-:
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